Singen in Hamburg Altona
 

die Geschichte des Chores


War es der Tag irgendwann in den 90ern, an dem im Freundeskreis ein gängiger Schlager zu einem Geburtstagsständchen umgedichtet wurde oder war es der Abend, an dem locker zu einem Cantare e mangiare eingeladen  war - oder die Hochzeitsfeier, auf der der Creole Lovecall in der Version der Comedian Harmonists dargebracht wurde? Die jeweiligen Initiatoren haben sich bis heute darüber immer noch nicht einigen können, waren damals aber einig darüber, dass man daraus „mehr machen kann“.
Wie dem auch sei: Irgendwann Mitte der 90er Jahre verabredete man sich zum gemeinsamen planmäßigen Singen an einem Sonntagnachmittag im Haus mit vorhandenem Klavier.


Genügend Stimmvielfalt war durch 2 Tenöre, 3 Bässe, 4 Soprane und 4 Altstimmen vertreten, doch probten wir – kleine Brötchen backend – erst einmal zweistimmig die Ode an die Freude. Klang gut und verlangte nach mehr: Tourdion – ein französisches Trinkgelagelied – verlangte Vierstimmigkeit und damit auch die Einstudierung der einzelnen Stimmen, was die Schwierigkeit mit sich brachte, dass die gerade nicht aktiven Stimmen in die Küche verbannt wurden, damit sie die Mühen der Erarbeitung der damit auch verbundenen Fehlversuche nicht hören sollten. In der Küche aber standen verschiedene Getränke im Kühlschrank, die dazu einluden, dem Arbeitstitel Tourdion die Ehre zu erweisen.
Niemand hatte diesen Titel zuvor gehört – er war uns irgendwie empfohlen worden – und als aus den vier Notenzeilen mit den vielen Punkten und Strichen und Symbolen endlich der vierstimmige Gesang aus unseren Kehlen erklang, waren wir alle von einem unfassbar großen Glück durchdrungen. Dieser immer wiederkehrende magische Moment beim Entstehen dieser kleinen und großen Klangwunder hat uns über die fast dreißig Jahre begleitet – wenn auch mit einigen Fluktuationen in der Besetzung.




Das war die wirkliche Geburtsstunde des Sonntagschores und des späteren Chores Cantonal.




 Zwar waren die Geschmäcker, was die Auswahl der Stücke für unser Repertoire betraf, sehr unterschiedlich – es gab jeweils glühende Verfechter für Gospel, Romantik, Klassik, Jazz, Swing, Pop und Renaissancemusik – doch stellte sich heraus, dass beim Erarbeiten der verschiedenen Chorsätze der gegenseitige Respekt und die Toleranz zu einer wachsenden Freude am gemeinsamen Singen der verschiedenen Stilrichtungen führte.


Von Mozarts Ave Verum über das Madrigal Il e belle e bon, Autumn Leaves, California Dreamin, Waldesnacht und und und…. spannte sich der Bogen über die dann auch von unserem späteren Publikum sehr gelobte Vielfalt des über die Jahre erarbeiteten Repertoires.

Eiserne Regel war dabei, dass alle Stücke auswendig gesungen wurden, und die Idee, sich einfach irgendwo zusammenzufinden und einfach ohne Notengewühle loszusingen, fand immer mehr Anhänger im Chor.
Es gehörte zur abendlichen Routine, dass reihum jemand im Anschluss an die Probe für das leibliche Wohl zu sorgen hatte, und dass bei Speis und Trank Teile aus dem Repertoire auswendig auf Zuruf intoniert wurden. Geburtstagskinder durften dann sogar dirigieren.

Ich erinnere einen Abend an einem Chorwochenende in der Zündholzfabrik Lauenburg (Jugendherberge), an dem wir nach einem anstrengenden Probensamstag abends beim getränkereichen Zusammensitzen so zwischen 20 und dreißig unserer Stücke nur für uns selbst auswendig – ok, recht locker, aber mit viel Spaß – gesungen haben, ein Highlight !!!
Höhepunkte waren nicht nur unsere jährlichen Chorwochenenden, sondern natürlich auch unsere ein-zweimal jährlich stattfindenden Konzerte.


Bei einem Konzert in der Alfred Schnittke Akademie gab im Jahr 2018 nach 20 Jahren unser aus den eigenen Reihen gewachsene Chorleiter Wilhelm Maier-Faber den Dirigentenstab an Mayya Rosenfeld weiter. Seitdem wirkt er weiterhin wieder als Sänger in den Chor mit.

Die vielen Schwierigkeiten, die sich im Verlauf der Coronapandemie mit den damit verbundenen sehr unbefriedigenden Zoomproben und einigen Austritten ergaben, führten dazu, dass ein neuer Chorleiter gefunden werden musste, der dann im Jahr 2022 sein Amt antrat und mit viel Engagement und neu dazu kommenden Sängern dafür sorgte, dass es wieder aufwärts ging. Seitdem leitet Michael Jan Haase den Chor Cantonal und kann mit eigenen Kompositionen und auch unseren traditionellen Repertoirebestandteilen für viel frischen Wind sorgen.